Wokeismus - Der Westen gibt sich auf
9. August 2023
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Meinungsfreiheit, universelle Menschenrechte, technologischer Fortschritt, Gleichberechtigung, Einführung der Demokratie bis hin zur Abschaffung der Sklaverei - dies sind nur einige der mühsam erkämpften Errungenschaften der westlichen Zivilisation, ohne die unser heutiges Leben, sowie das Leben Milliarden weiterer Menschen ein anderes wäre. Doch anstelle von Stolz und Dankbarkeit gegenüber unseren Vorfahren steht die westliche Gesellschaft an einem Punkt, an dem ihr dominierender Zeitgeist - der «Wokeismus» und dessen zugrundeliegende Philosophie, der Postmodernismus - zu ihrer «Dekonstruktion» aufruft, also zur Auslöschung jeglichen Aspektes ihrer Errungenschaften, Werte und Tugenden, sprich ihrer gesamten Identität. Schlichtweg alles, was die abendländische Zivilisation ausmacht, existiere einzig auf Basis von Unterdrückung, Diskriminierung und Ausbeutung durch eine privilegierte Weisse Vorherrschaft, angeführt vom weissen heterosexuellen, sogenannten CIS-Mann, dem aktuellen Feindbild dieses «Wokeismus’». Dass solch gesellschaftsfeindliche und destruktive Strömungen erst auf dem liberalen Boden westlicher Errungenschaften existieren können, während ihre Exponenten in jedem anderen Kulturkreis verfolgt und unschädlich gemacht würden, wird geflissentlich ausgeblendet. Es scheint tatsächlich so, als würde die damalige gesellschaftliche Revolution unter dem Banner «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» heute ihre eigenen Kinder fressen.
Eine wachsende Zahl politischer, intellektueller und medialer Leitfiguren verklärt unsere Geschichte und Herkunft, unsere Werte und Tugenden, unsere Wissenschaft und Kultur, unsere Identität und damit unsere Existenz aufgrund von «whiteness», also der «weissen» DNA wegen, zu unserem Feindbild und gibt sie nicht nur sinnbildlich zum Abschuss frei. So wird etwa die klassische Familie, welche die kleinste und wichtigste Zelle unserer Gesellschaft darstellt, als Hort des Bösen gebrandmarkt und in ihre Einzelteile aus Täter (Vater, «weissen Cis-Mann») und Opfer (Mutter und Kind, unterdrückt in ihren jeweiligen Geschlechterrollen) «dekonstruiert». Auch unsere Sprache, Literatur, Kunst, Architektur, Mathematik, Geschichtsschreibung, unser Leistungswille oder schlichte Erkenntnisse, wie etwa die Gesundheitsschädigung durch Übergewicht, tragen mittlerweile die «weissen» Merkmale von «Diskriminierung» und «Unterdrückung» in sich und müssen ebenfalls «dekonstruiert» werden.
Die Dynamik, die sich momentan entwickelt - diese Bedingungslosigkeit, mit welcher alles «Weisse» in unserer Gesellschaft dekonstruiert, sprich ausgelöscht werden soll - trägt eine Saat in sich, die in der Menschheitsgeschichte nicht selten zu Verfolgung und Massenmord geführt hat. Was sonst ist daraus zu schliessen, wenn alleine das biologische Äussere eines Menschen in Form seiner Hautfarbe mit negativsten Eigenschaften gleichgesetzt wird, die es zu «dekonstruieren» und abzuschaffen gilt (abolish whiteness)? So erfahren wir selbst von der alteingesessenen Schweizer NZZ aus dem Munde einer Kämpferin gegen White Privilege: «…das Leben, das Du führst, ist einfach privilegiert, weil du ein weisser Mensch bist.» Artikeltitel mit Ausrufen wie: «Abolishing whiteness has never been more urgent» (Al Jazeera; Weisssein abzuschaffen war nie dringender), «Abolish the White Race» (Harvard; Schafft die weisse Rasse ab), «Whiteness Is a Pandemic» (The Root; Weisssein ist eine Pandemie) gibt es mittlerweile unzählige.
Wohin es führen kann, wenn man in demagogischer Manier ethnische Gruppen als Krankheit bezeichnet und zu deren Auslöschung aufruft, kann seit Jahren in Südafrika beobachtet werden: Tausende weisser Opfer sind mittlerweile das beklagenswerte Resultat von Parolen wie «Tötet die Buren!» oder «Tötet die Weissen», die von teils höchsten politischen Amtsträgern in die johlenden Massen gerufen wurden. Vielleicht täten wir gut daran, derlei verheerende Dynamiken in ihrer Entfaltung als solche zu erkennen, bevor sie nicht mehr aufzuhalten sind. Die Zeichen der Zeit sprechen eine klare Sprache.
André Barmettler, Herausgeber der ExpressZeitung im Editorial zur Ausgabe 55: Wokeismus - Der Westen gibt sich auf.